Marco Kaufmann, ANDERSWO – Gemälde & Papierarbeiten
Marco Kaufmann, ANDERSWO – Gemälde & Papierarbeiten
Pünktlich zum Saisonstart 2021/22 und zur Art Week Berlin eröffnet die Galerie nüüd.berlin ihren neuen Galerieraum in Berlin-Mitte mit Gemälden und Papierarbeiten von Marco Kaufmann.
Nach einer Berufsausbildung zum Grafikdesigner, diplomierte der 1975 in Vorpommern geborene und in Berlin lebende Künstler in freier Kunst (Malerei und Fotografie) an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Inspiriert durch die Stadt, das Land, seine Reisen und Fotografien setzt er sein Empfundenes und Gedachtes in verschiedenen Techniken als subjektive Variante der Realität um – er malt, gießt, sprüht, klebt.
Die aktuellen Werke von Marco Kaufmann sind das Ergebnis einer bestimmten Zeitphase seines Schaffens. Einer Pause scheinbar, gefüllt mit Trauer. Auch die Welt war stehen geblieben. Werke, die gleichzeitig in kräftigen und klaren Bildern seine große Schöpferkraft und Lebenslust spiegeln. Den Umständen und dem Schicksal zum Trotz.
Die Klebestreifen, die er benutzt, um seine klaren Kanten und farblichen Horizonte zu markieren, sind gewandert. Um sich schließlich zu verselbständigen und selbst zum Kunstwerk zu werden. Oder, um mit den Formen zu spielen, die sie übrig gelassen haben. Negativformen, die neue Aussichten schenken. In neue Welten blicken und Anderswo hin zeigen. Der Künstler gibt die Richtung an im Tanz mit seinen Werkzeugen. Er malt Wege, Brücken, Gebäude und Landschaften und kontrastiert sie dann mit Richtungslosigkeit. Vernebelte Ziele, verschüttete Wege.
Die Vollendung geschieht zwischen dem Blick des Betrachters und dem Bild im Raum. Im Moment des Betrachtens. „Es ist ja alles nur ein ahnbar machen.“ Sagt Pina Bausch. …. „Etwas ganz Bestimmtes ahnen zu lassen.“
In früheren Werken hat Marco Kaufmann die Farbe gegossen bis sie an die Grenze der Malerkreppes stieß, die wie an einer Wand die Linie halten sollten. In diesem Prozess hatte die Farbe die Möglichkeit, unter das Tape zu fließen und ihre Sedimente dort abzulagern. Nach der Ablösung dieser Grenze konnten so die ungewöhnlich lebendigen Farbreste zu neuen Formen gedeihen.
Wie in “Anderswo”, in dem der Blick auf ein tiefes, lebendiges Türkis einlädt, in die Weite des Meeres zu blicken. Die klare Kante Neon-Pink verbietet gleichzeitig, sich überwältigen zu lassen. Sie setzt den Horizont, der schützt und begrenzt. Und wie in der Rückwärtsbewegung der Welle bleibt ein Einblick in die Tiefe des Meeres, in den Bodensatz, der immer da, jetzt plötzlich sichtbar geworden ist.
Die architektonischen Werke des Künstlers zeigen immer ein Anderswo. Etwas, das wir noch nicht kennen oder wo wir noch nicht waren. Ein anderer Ort oder einfach eine andere Sichtweise. Unter der Oberfläche eines dunklen Lila oder Schwarz schimmert Rosa. Frühere Bilder sind spürbar im Untergrund und verleihen den Bildern ihre große Tiefe.
Aktuell scheint es, als würde die Sprühdose eine unerbittlichere Kante schaffen. Als würden sich die Formen vereinfachen. Eine blaugraue Linie wie in dem großen “Auf bald, Wind”, die sich zwischen den Flächen von Zinkgelb und einer Explosion von Neon-Pink zieht. Die das Neon noch knalliger scheinen lässt. Sie trennt wie ein Spiegel, der den Hälften zeigt, wozu sie geworden sind. Sie sagt, es gibt noch eine andere Möglichkeit, eine andere Richtung. An dem sich der Betrachter aufhalten darf, dem Blick des Malers beiwohnen und seine Sicht der Welt betrachten. Gleichzeitig erschafft die Sprühdose den Nebel. Es deutet sich in den älteren Werken das an, was sich jetzt in den Neonfarben entlädt. Die Annäherung gewinnt vor dem Konkreten.
Der Blick selbst ist Anderswo. Möglicherweise außerhalb von Marco Kaufmanns alltäglichem Blick. Anderswo ist schließlich der Schaffensprozess selbst, dem sich der Maler immer wieder hingibt.
Dessen Ergebnis eine neue Leichtigkeit vermittelt. Eine Kraft, die ihren Heilungsprozess verschleiert und doch immer im Hintergrund ahnen lässt. Die sich der Fotografie wieder annähert, die Marco Kaufmann ebenso künstlerisch praktiziert. In der sich sein Blick ebenso gekonnt ausdrückt wie in der Malerei.
Sein Blick, der ahnbar macht, dass sich das Anderswo gleichzeitig hier und dort in den Bildern befindet. Ohne Pause.
Text: Halina Rasinski
3D-Tour der Ausstellung:
courtesy of ART@Berlin
Weitere Informationen zu Marco Kaufmann hier und auf der Website des Künstlers.
Programm:
Donnerstag, 16. September 2021, 18:00 h
Vernissage. Der Künstler wird anwesend sein.
Sonntag, 19. September 2021 , 11.00 – 18.00 h
Offen zur Berlin Art Week.
Marco Kaufmann, ANDERSWO
17. September bis 06. November 2021,
Vernissage: Donnerstag, 16. September 2021, 18.00 Uhr
Ort: nüüd.berlin gallery, Kronenstr. 18, 10117 Berlin-Mitte, U Stadtmitte
Offen: Do – Sa von 13.00 bis 19.00 Uhr