Bo Larsen, Abstracted Chemistry – Malerei

Bo Larsen    ABSTRACTED CHEMISTRY – Malerei

In der Ausstellung ABSTRACTED CHEMISTRY zeigen wir die aktuelle Werkreihe des deutsch-dänischen Künstlers Bo Larsen (geb. 1986), in der er den Betrachter einlädt, die eigene Perspektive nach innen zu richten und die unsichtbaren biochemischen Prozesse des Gehirns, die Psyche, Wahrnehmung und Emotion steuern, durch die abstrakte Bildsprache des Künstlers neu zu entdecken.

Die neuen Arbeiten von Bo Larsen sind nach den erfolgreichen Serien NEON und TWENTIES – GOLDEN? nicht nur ein nächster Schritt, sondern markieren auch eine künstlerische Verdichtung: Sie verbinden die visuelle Direktheit expressiver Farbe mit vielschichtigen formalen Strukturen und einer neuen Tiefe in der Auseinandersetzung mit Psyche, Wahrnehmung und Emotion.

NEON (2021/22) war eine visuell grelle, impulsive Serie, in der Neonfarben – zunächst im Untergrund, dann bewusst in den Vordergrund gestellt – als Ausdruck innerer energetischer Zustände fungierten. Action Painting, Street Art und Pop Art flossen hier in dynamischen Kompositionen zusammen.

TWENTIES – GOLDEN? (2023) war eine formale wie inhaltliche Umkehr. Statt greller Leuchtfarben dominieren in dieser Werkreihe Metallpigmente, Oxidationsprozesse und gedämpfte, erdige Farbwelten. Inspiriert von den 1920er-Jahren und deren Parallelen zur Gegenwart, thematisierte Bo Larsen Glanz und Zerfall, Hoffnung und Krise, Oberfläche und Tiefe.

Die neue Serie ABSTRACTED CHEMISTRY knüpft an beide Richtungen an, verschiebt den Fokus jedoch konsequent nach innen: Sie widmet sich dem Unsichtbaren im Sichtbaren – den molekularen Mechanismen menschlicher Gefühle.

Bo Larsen überträgt diese komplexe Thematik auf die Leinwand. Sein vielschichtiger Malprozess, der Acryl und Öl mit technischer Präzision verbindet, schafft Oberflächen von immenser Dichte und emotionaler Resonanz. Ein zentrales Element, das stilbildend durch sein ganzes Werk zieht, ist die Rakeltechnik. Bereits bei seinen früheren Werken etablierte er diese Methode, die er weiterhin kontinuierlich verfeinert. Durch ihren gezielten Einsatz entstehen zufällige, faszinierende Farbverläufe, die tiefere Schichten freilegen und so die visuelle Geschichte des Bildes erzählen. In den aktuellen Werken dient die Rakeltechnik als subtile Metapher für die Komplexität menschlicher Emotionen – stets überlagert, doch sichtbar in ihrer Tiefe.

Die Ausstellung präsentiert eine bewusste Dramaturgie, die sich aus unterschiedlichen Werktypen zusammensetzt. Arbeiten mit klaren, energetischen Kontrasten schlagen eine visuelle Brücke zur NEON-Serie. Emotional verdichtete Werke wie „The Blue Hour“ bestechen durch ihren komplexen Aufbau und ihre visuelle Tiefe. Sie knüpfen an die künstlerischen Qualitäten der Serien Dänische Südsee (2018) und „third part: berlin“ (2019) an. Schließlich spiegeln ruhigere, kontemplative Bilder mit einer fast melancholischen Stille die introspektive Qualität seiner letzten Ausstellung Twenties-Golden? (2023) wider.

Die neuen Arbeiten thematisieren das, was unser Fühlen im Innersten bewegt: neuronale Prozesse, chemische Botenstoffe, synaptische Dynamiken – jene unbewussten chemischen Mechanismen, die unsere Emotionen prägen und steuern. Freude, Angst, Liebe, Wut – in Bo Larsens Bildwelten erscheinen sie als abstrakte Farb- und Formlandschaften, als visuelle Spiegel seelischer Zustände. Jedoch was abstrakt erscheint, ist nicht willkürlich, sondern eine konkrete Untersuchung des Innenlebens. Die Kompositionen sind eine visuelle Kartografie des menschlichen Geistes, die sich im Spannungsfeld zwischen Kontrolle und Chaos, Licht und Tiefe, reiner Empfindung und formaler Manifestation bewegt. Statt diese Prozesse zu erklären, verwandelt Larsen sie in sinnliche Malereien. Seine Werke sind Bilder über das Nicht-Abbildbare: hochkomplex, mehrdeutig, emotional aufgeladen.

Mit ABSTRACTED CHEMISTRY legt Bo Larsen eine Werkreihe vor, die sich nicht an der Oberfläche orientiert, sondern in die Tiefe geht – inhaltlich wie formal. Er zeigt, dass abstrakte Malerei nicht nur Ausdruck, sondern auch Erkundung innerer Realität sein kann: einer Realität, die uns alle betrifft – aber selten sichtbar wird.

Wir laden das Publikum ein, sich emotional berühren zu lassen – und zugleich über das Unsichtbare im Sichtbaren nachzudenken. Sie markiert den bisherigen Höhepunkt einer künstlerischen Entwicklung, die nicht nur mit Farbe, sondern mit Substanz malt.

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