Martin A. Völker
Der Künstler Martin A. Völker wurde 1972 in Westberlin geboren. Zu seinen liebsten Kindheits- und Jugenderinnerungen zählen einsame Streifzüge durch das Hansaviertel und heute längst abgerissene Bauikonen der Vorwendezeit: das alte Ku’damm-Eck und das Ku’damm-Karree. Immer begleitet vom Walkman und dem Sound von Depeche Mode und der Neuen Deutschen Welle. Martin A. Völker hält an der berühmten Berliner Mixtur aus urbaner Abgerocktheit, sprachlicher Schnoddrigkeit, klugem Mutterwitz und liebenswerter Überheblichkeit fest und kultiviert sie als Schriftsteller wie als Fotograf.
Die Schriftstellerei ging aus seinem Studium der Kulturwissenschaft, Ästhetik und Europäischen Ethnologie an der Berliner Humboldt-Universität hervor, dem eine langjährige wissenschaftliche Lehrtätigkeit folgte. Er erforscht als Publizist das dynamische Verhältnis von hoher und niederer Kultur, mit besonderer Sympathie für heute vergessene Schriftsteller:innen, deren Werke er neu herausgibt. Diese Kultursedimente faszinieren ihn ebenso wie schlecht beleuchtete Hinterhöfe, Nebenstraßen oder blind gewordene Schaufenster, die auf seinen Fotos zu entdecken sind. In seinen Bildern schwingt die Berlin-Stimmung der Schriftsteller Wilhelm Raabe und Hans Hyan mit, die Völker als Herausgeber ediert hat.
Der ethnologische Blick des Forschers kehrt in Martin A. Völkers Street Photography wieder: Dort benutzt er Bildelemente, die normalerweise die Wahrnehmung der fotografischen Wirklichkeit stören: Schmutzschleier, Kratzer, Risse, Tags, Einspiegelungen, Blindheiten. Diese vorgefundenen realen Erscheinungen führen im Straßenbild zur Auflösung des Realen und zum Aufbau des Kunstbilds der Straße. Das Surreale wächst organisch aus der Wirklichkeit heraus. Kunst ist bei Martin A. Völker nicht das Gegenüber des Realen, sondern das Medium, welches die Realität anders sehen und erleben lässt. Die vermeintlichen Störfaktoren lassen sich als Übertragung der Stilelemente der Industrial Music der späten 70er- und frühen 80er Jahre auf die Fotografie verstehen: Umweltgeräusche, Lärmkulissen oder Werkzeuge als Instrumente geben der Kunst ihre dokumentarische Echtheit jenseits des Künstlichen zurück. Aus den Anteilen einer versehrten Wirklichkeit setzt sich die Stadt Berlin mit all ihren Brüchen und Verwerfungen neu zusammen: Entzauberung und Verzauberung zugleich.
Martin A. Völker lebt und arbeitet in Berlin.
Ausstellungen
- 2024 „Das Auge horcht, das Auge spricht. Dialog der Bilder“, Konstanz, Gruppenausstellung der Künstlergruppe Blaue Ampel
- 2023 „Ab in die Zukunft“, Perspektiva 2023, Oederan, Gruppenausstellung
- 2023 #ArtMeUp, Künstlergruppe Blaue Ampel, Gruppenausstellung
- 2022 Perspektiva Oederan, Oederan, Gruppenausstellung
- 2022 „Wort im Bild“, Klagenfurt, Österreich, Gruppenausstellung
- 2022 NUIT 2.0, nüüd.berlin gallery, Gruppenausstellung
- 2022 #SpiritOfStBerlin, nüüd.berlin gallery, Einzelausstellung
- 2020 O4 – a project by nüüd.berlin, Gruppenausstellung