VERTICAL HORIZONS – Gruppenausstellung
VERTICAL HORIZONS – Den Horizont senkrecht stellen
Mit der Ausstellung VERTICAL HORIZONS präsentieren wir zum Jahresbeginn 2026 ein starkes künstlerisches Statement über Haltung, Verletzlichkeit und Widerstand. 23 Künstler:innen zeigen Malerei, Fotografie, Papierarbeiten und Skulpturen – Werke, die sich dem gegenwärtigen gesellschaftlichen Klima stellen, in dem Polarisierung, Ausgrenzung und extreme Tendenzen zunehmen.
Programm:
Donnerstag, 08. Januar 2026, 18:00 h
Vernissage. Die Künstler:innen werden anwesend sein.
Performance „Umsichtbar“ von Leonie Vogel.
DJ Mandel Turner legt auf.
Samstag, 21. Februar 2026, 17:00 – 19:00 h
Finissage
Den Horizont senkrecht zu stellen bedeutet, die Perspektive zu wechseln – weg vom bequemen Blick in die Ferne, hin zu einer Haltung, die Verantwortung übernimmt.
Mit VERTICAL HORIZONS öffnen wir einen Raum, in dem Kunst Haltung zeigt – leise, poetisch und kompromisslos menschlich. 23 Künstler:innen greifen Themen auf, die unser Miteinander heute prägen: Verletzlichkeit, Identität, Empowerment, Migration, queere Körper, Erinnerung, Widerstand. Sie zeigen die Schönheit des Fragilen, den Mut des Sichtbaren und die Kraft des leisen Trotzes. Diese Ausstellung ist kein lauter Protest. Sie ist ein Appell an Empathie – und an die Verantwortung, nicht wegzuschauen. Wir laden dazu ein, den Blick zu heben. Den Horizont neu zu denken. Und zu erleben, wie Kunst eine Sprache findet, die berührt, irritiert und verbindet.
Die Ausstellung vereint 23 exklusive Originalwerke, Unikate und kleine limitierte Auflagen, die in ihrer thematischen und ästhetischen Geschlossenheit einen seltenen Überblick über relevante künstlerische Positionen der Gegenwart bieten. Die teilnehmenden Künstler:innen
Sabine Beyerle, Anna Borowy, Andreas Bromba, Giampaolo di Cocco, Philip Crawford, Daniela Finke, Farzin Foroutan, Daniel & Geo Fuchs, Birgit Naomi Glatzel, Dale Grant, Deni Horvatić, Ivar Kaasik, Marco Kaufmann, Jörg Kujawa, Miguel Mas, Georg Meyer-Wiel, Jan Prengel, Omri Emile Rosengart, Richard Schemmerer, Violetta Elisa Seliger, Tanja Selzer, Mathias Vef, Leonie Vogel und Martin A. Völker
reflektieren Fragen von Identität, Erinnerung, Migration und Körperlichkeit – Themen, die auf dem internationalen Kunstmarkt zunehmend als Schlüsselbegriffe einer neuen Generation von „Empathic Artists“ gelten. Viele der ausgestellten Werke sind Unikate oder Ersteditionen aus neuen Werkserien, die exklusiv für diese Ausstellung geschaffen wurden.
VERTICAL HORIZONS ist keine Ausstellung über Politik, sondern über Menschen. Die Werke öffnen Räume für Mitgefühl, Auseinandersetzung und Hoffnung.
Drei thematische Cluster strukturieren die Ausstellung:
„Ver-Letzt“ – über Verletzbarkeit, Würde und die Kraft des Zulassens
Hier stehen Werke im Zentrum, die sich mit Fragilität, Schmerz, aber auch mit der Würde des Verwundbaren auseinandersetzen. Der „verletzte Körper“ kann dabei sowohl wörtlich als auch metaphorisch gelesen werden – etwa als Symbol für angegriffene Identitäten oder unterdrückte Erzählungen.
„Un-Orte“ – Räume des Ausschlusses und der Begegnung
Fotografien und Malereien, die soziale Topografien zeigen: Orte, an denen sich Machtverhältnisse manifestieren, etwa in der Architektur, im Stadtraum, im Blick der Anderen. Wer darf hier sein? Wer bleibt unsichtbar?
„Trotz“ – Widerstand, Schönheit, Hoffnung
Zu diesem Bereich gehören Arbeiten, die sich nicht mit der Rolle des Opfers begnügen, sondern die Kraft des Weitermachens inszenieren. Mit leiser Beharrlichkeit, mit Trotz, mit Humor. Hier geht es auch um Empowerment, künstlerische Selbstermächtigung und das Recht auf Komplexität.
Besonderes Highlight der Vernissage ist die Performance „UmSichtbar“ von Leonie Vogel, die mit einer improvisierten Stofffigur das Wechselspiel von Schutz, Offenbarung und Perspektivwechsel sinnlich erlebbar macht.
Sabine Beyerle
Un-Orte – Räume des Ausschlusses und der Begegnung
Amarillo, 2025
Öl u. Acryl auf Leinwand, 100 x 80 cm
Die Künstlerin untersucht das Spannungsfeld zwischen vertikalen und horizontalen Linien. Der Horizont erscheint nur marginal, der Blick wird von einer frontal stehenden Wand aus farbig gestrichenem Wellblech aufgefangen. Was zunächst als abweisende Barriere wirkt, entfaltet durch die poröse Oberfläche und die pastellige Schichtung alter Farbanstriche eine unerwartete visuelle Tiefe. Spuren von Improvisation, Witterung und Überlagerung verleihen der Arbeit eine vielschichtige Materialität. Die Inspiration entstammt einer entlegenen Region Patagoniens, in der natürliche Baustoffe rar sind. Vorhandene Materialien werden über Jahrzehnte hinweg wiederverwendet. Diese nachhaltige Praxis erzeugt unbewusste Farb- und Formkompositionen, die sich an unscheinbaren Orten verbergen. Gerade diese zufällig entstandenen Farbfelder faszinieren die Künstlerin – abstrakte Flächen, die sich zu subtilen, fast malerischen Kompositionen im Stadtraum verweben. Mit dieser Arbeit lädt die Künstlerin Betrachter:innen dazu ein, Schönheit in der spröden Textur des Alltäglichen zu entdecken, Spuren von Zeit und Gebrauch wahrzunehmen und die fragile Materialität unserer Umwelt neu zu betrachten.
Sabine Beyerle (*1975 in Leonberg) studierte Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin. 2003 machte sie dort ihren Meisterschülerinnenabschluss und arbeitet seit 2004 als freischaffende Künstlerin; sie arbeitet nach eigenen fotografischen Vorlagen, die sie in ihren Gemälden zu einem dichten, manchmal mehrperspektivischen Bildkomplex verwebt. Sie hat diverse Auszeichnungen und Aufenthaltsstipendien erhalten und ist in vielen deutschen und internationalen Sammlungen vertreten. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin.
Anna Borowy
Trotz – Widerstand, Schönheit, Hoffnung
Lilith, 2025
Öl auf Leinwand, 80 x 60 cm
In einer Welt, die vom Lärm der Kriege, politischer Ohnmacht und dem Erodieren menschlicher Werte erfüllt ist, erhebt sich in dieser Arbeit die Schönheit als ein Akt des Widerstands. Nicht als Flucht in Oberflächlichkeit, sondern als bewusste Gegenbewegung – als zarte, aber entschlossene Behauptung von Sinn, Würde und Hoffnung. Die dargestellte Frau verkörpert nicht das Objekt eines Blicks, sondern das Subjekt einer inneren Kraft. Ihre Ruhe ist Trotz. Ihre Anmut ist Haltung. Ihre Verletzlichkeit wird zur Quelle schöpferischer Energie. Schönheit erscheint hier als weibliche Urkraft – als schöpferisches, heilendes Prinzip, das inmitten der Dunkelheit Licht entzündet. In einer Zeit, in der Angst und Zynismus die Sprache bestimmen, wird das Bild zum Manifest einer anderen Möglichkeit: Schönheit als Erinnerung daran, dass Sanftheit Stärke ist. Dass das Schöne – im weitesten, tiefsten Sinn – nicht verführt, sondern verwandelt. Dass aus Ästhetik Empathie erwachsen kann, und aus Empathie Hoffnung. Diese Arbeit schöpft aus der „divine feminine energy“ – jener schöpferischen Macht, die nährt, verbindet und heilt. Sie glaubt an das Gute im Menschen, nicht naiv, sondern als bewusste Entscheidung gegen Resignation. Schönheit wird hier zum Glaubensakt: eine Vision einer Welt, in der Mitgefühl, Sinnlichkeit und Aufrichtigkeit wieder Platz finden dürfen. Das Gemälde ist somit keine bloße Darstellung, sondern eine Einladung – an uns alle, das Schöne als lebendige Form von Widerstand zu verstehen. Lilith ist ein Aufruf, der Dunkelheit nicht auszuweichen, sondern sie mit Schönheit zu durchdringen – bis sich in den Spiegeln der Welt wieder ein Bild zeigt, das Hoffnung trägt.
Anna Borowy (*1985 in Uelzen) absolvierte zunächst von 1999 bis 2004 eine Schauspielausbildung in Bad Pyrmont, bevor sie 2003/04 im Atelier von Ralph Siegel an der Städelschule Frankfurt arbeitete. Von 2004 bis 2010 studierte sie Malerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, wo sie 2011 zur Meisterschülerin ernannt wurde. Neben zahlreichen Ausstellungen ist sie Gründerin des 2021 ins Leben gerufenen Kunstprojekts I SEE YOU, das mit renommierten Künstler:innen interdisziplinäre Ausstellungsformate realisiert. Ihre Arbeiten befinden sich in bedeutenden Sammlungen, unter anderem in der Sammlung Fürstenberg, der Sammlung Boulakia in Paris und der Sammlung Biergemann im Museum Ahrenshoop. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin.
Andreas Bromba
Un-Orte – Räume des Ausschlusses und der Begegnung
Barcelona, 2022
Fine Art Print auf Hahnemühle Photo Rag,
80 x 60 cm
Edition: 1/5 + 1 AP
Barcelona, Mittagszeit. Eine Stadt, die sich jeden Tag neu verkauft: als sonnenverwöhntes Paradies, als pulsierende Kulturmetropole, als glänzendes Versprechen eines besseren Lebens. Doch direkt am Aufgang zur ehrwürdigen Nationalbibliothek liegt ein junger Mann im Staub, betrunken, erschöpft, unsichtbar gemacht. Die Mauern des ehemaligen Hospitals, heute architektonisches Schmuckstück, bilden die Kulisse für eine Realität, die viele gern verdrängen. Seine Beine ragen in den Raum, als unfreiwilliges Statement: Hier bin ich. Ob ihr es sehen wollt oder nicht. Nur wenige Meter entfernt fließt der Touristenstrom vorbei – Smartphones erhoben, suchend nach dem nächsten schönen Motiv. Für diesen Körper im Schatten bleibt kein Blick übrig. Er ist zu unbequem, zu nah, zu real. Die Armut, die Barcelona seit Jahren begleitet, steht im krassen Gegensatz zur glänzenden Oberfläche, die die Stadt so sorgfältig pflegt. Wer hier liegt, fällt durch jedes Raster, durch jedes Netz, durch jede Symbolpolitik. Dieses Bild ist keine Momentaufnahme, es ist ein Symptom. Es zeigt nicht nur einen einzelnen Menschen in Not, sondern ein Europa, das lernt wegzusehen. Einen Kontinent, der Schönheit feiert und Elend ausblendet, solange es nur tief genug im Schatten liegt.
Andreas Bromba (*1967 in Wiesbaden) ist Fotograf und Installationskünstler. Früh prägten ihn sein kunstpädagogisches Studium mit Schwerpunkt Fotografie in Frankfurt/M. (1989/90), eine Ausbildung in Modegrafik an der Frankfurter Schule für Mode, Grafik & Design (1990/91) sowie das Studium der Kunstgeschichte an der Universität Hamburg (1992–95). Seine seriellen Arbeiten verbinden Klarheit, Präzision und emotionale Tiefe und bewegen sich zwischen Reduktion, Leichtigkeit und stiller Wucht. Seit 2000 stellt er national und international aus – unter anderem in Berlin, Hamburg, Kaliningrad, Dresden und Österreich – und ist regelmäßig auf Kunstmessen vertreten. Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin.
Giampaolo di Cocco
Un-Orte – Räume des Ausschlusses und der Begegnung
Arianna auf Naxos, 2025
Blei auf Holz, kleine Modelle aus Plastik,
kleine Figuren aus Blei,
65 x 45 x 40 cm
Die Arbeit zeigt einen männlichen und einen weiblichen Körper. Diese Körper liegen in zwei verschiedenen und getrennten Räumen, es gibt aber rundherum genügend Platz, so dass die Körper, wenn auch nur theoretisch, zusammentreffen können. Die ganze Szene findet auf einem großen Schiff mit Rädern statt, die Darstellung des Reisens durch Raum und Zeit. Zwei Vögel begleiten die Körper als Darstellung der ätherischen Seelen der Körper. Die Trennung der Körper ist eine Andeutung auf das Thema der Ausstellung, es geht um Verschiedenheit und Suche.
Giampaolo di Cocco (*1947 in Florenz, Italien) ist Künstler, Architekt und Autor. Nach einem Architekturstudium in Florenz und einem Malereistudium an der Kölner Fachhochschule entwickelte er ein interdisziplinäres Werk zwischen Skulptur, Installation, Film und Literatur. Seine Arbeiten werden international gezeigt, u. a. in Florenz, Mailand, Berlin, Köln und New York, und sind in öffentlichen Sammlungen vertreten. Er lebt und arbeitet in Berlin und Kunow (Brandenburg).
Philip Crawford
Ver-Letzt – Sichtbarmachung von Verletzbarkeit
Hold On! No. 2, 2020
Holzdruck und Aquarell auf Hahnemühle Papier,
102 x 67 cm/gerahmt 123 x 88 cm
Der Künstler verwendet in dieser Serie von Drucken Comics als primäres Mittel zur Untersuchung des kollektiven Gedächtnisses und der Prozesse der Identitätsbildung. Die Serie, die hauptsächlich mit Aquarell- und Reliefdrucktechniken hergestellt wurde, ahmt die massenproduzierte Ästhetik des frühen Halbton-Drucks nach. Thematisch untersuchen die verwendeten Bilder und Phrasen die Überschneidungen zwischen Lob, Protest und Heldentum. Insbesondere der wiederholte Satz „Hold On!“ bezieht sich auf einen lyrischen Refrain, der aus einem afroamerikanischen Gospel-Song stammt („Keep Your Hand on the Plow“). Im Laufe der Jahrzehnte wurde dieser Refrain in der Volksmusik, in Protestliedern der Bürgerrechtsbewegung, in Werbung und Propaganda sowie in Hip-Hop-/Pop-Samples wiederverwendet. Der Künstler ist von der Beständigkeit dieser einfachen Worte und der Vielfältigkeit ihrer Bedeutungen beeindruckt – manchmal stehen sie gleichzeitig für Widerstand und Resignation.
Philip Crawford (*1988, Texas, USA) ist ein US-amerikanischer Künstler, der in Berlin lebt. In seinen Arbeiten kombiniert er kritische Essays, Arbeiten auf Papier, Video, Skulptur und Installation in einer weitreichenden Studie über populäre Darstellungen und „fast images“. Crawford hat einen B.A. in Geschichte von der Stanford University und einen MFA in Bildhauerei von der Tyler School of Art and Architecture. Seine Arbeiten wurden in den Vereinigten Staaten, Deutschland und der Tschechischen Republik ausgestellt.
Daniela Finke
Ver-Letzt – Sichtbarmachung von Verletzbarkeit
People Have the Power, 2025
Art Sec, Fine Art Print auf Alu Dibond,
hinter mattem Acrylglas, 100 x 74,5 cm
Edition: 1/3 + 1 AP
Für die Künstlerin ist die Gitarre nicht nur ein Objekt, sondern ein aktives feministisches Statement – ein Instrument, das gehört werden will. Es steht für die weibliche Stimme, für Protest, für die Sehnsucht nach Ausdruck und Freiheit. Einer saitenlosen Gitarre wurde die Stimme genommen, doch sie trägt den Klang noch in sich. Daniela Finke: „Auf dem Weg zu meinem Atelier finde ich eine blasse Gestalt zwischen Müll und parkenden Autos. Eine Gitarre lehnt an einem Baum, die Saiten gerissen, der Steg ist gebrochen. Ich bleibe stehen, in mir beginnen Akkorde zu klingen, Farben tauchen auf. Der Wunsch, dieser Gitarre ihre Würde zurückzugeben, markiert den Beginn des künstlerischen Prozesses. Ich erstelle eine dokumentarische Aufnahme der Realität, die Fotografie als nüchternes Zeugnis, als Ausgangspunkt, nicht als Ziel. Mittels einer digitalen Negativ-umkehrung transformiere ich diese fotografische Aufnahme. Die Verschiebung der Farbwerte hin zu Pink- und Purpurtönen verleiht der Gitarre eine neue Präsenz. Stärke und Würde, die einst dem Instrument innewohnten, kehren zurück und lassen es erneut leuchten. Aus einem Zeichen des Verfalls entsteht ein Bild der Hoffnung: die Kraft der Musik, die der Unterdrückung widersteht und neu erklingt. In meinem persönlichen Leben sind bildende Kunst und Musik transformative Kräfte. Sie eröffnen Räume für Ausdruck, Widerstand und Sichtbarkeit. Die Gitarre hat eine weibliche Stimme, die sich nicht zum Verstummen bringen lässt. People Have the Power ist ein Aufruf, diese Macht zu sehen und zu nutzen. In der bildenden Kunst, der Musik und der Gesellschaft. Es geht um Sichtbarkeit, um das Zurückerobern von Würde und um Mut in Zeiten der Unterdrückung.“
Daniela Finke (*1958 in Hannover) ist bildende Künstlerin und arbeitet im Bereich der digitalen Fotografie. Das Spiel mit Wirklichkeit und Illusion, kompositorische Kühnheit und brillante Farbgebung sind ihre Markenzeichen geworden, Körper, Architekturen, Alltagsdinge oder Naturphänomene ihre Themen. Für ihr Werk erhielt Daniela Finke zahlreiche Auszeichnungen, ihre Arbeiten wurden national und international ausgestellt und sind in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin.
Farzin Foroutan
Ver-Letzt – Sichtbarmachung von Verletzbarkeit
Shared Skin, 2025
Polaroid-Emulsionsabzug auf Archivpapier,
je 21 × 14,8 cm,
präsentiert als Komposition von 12 Arbeiten,
80 x 60 cm
Unikate
Farzin Foroutan: „In dem Projekt Shared Skin hebe ich die dünne Emulsion von Polaroid-Fotografien ab, lasse sie schweben und bringe sie auf einem neuen Trägermaterial an. Wasser, Schwerkraft und meine Hände hinterlassen Falten, Schrumpfungen und kleine Risse. Das sind keine Fehler, sondern die Sprache des Werks. Sie markieren die Reibung zwischen privater Erinnerung und öffentlichen Systemen. Die Bilder betrachten zivile Strukturen – Wege, Barrieren, Schwellen, Orte der Autorität -, die bestimmen, wer sich bewegen, warten, versammeln oder gesehen werden kann. Durch das Entfernen des Bildes von seinem ursprünglichen Träger durchläuft das Foto eine kleine Migration. Es verhält sich wie ein Körper auf der Durchreise: zart und doch beharrlich, nie ganz zur Ruhe gekommen. Jede Falte zeichnet eine Berührung auf, jede Ausbesserung suggeriert Sorgfalt. Mein Leben hat Grenzen überschritten, und diese Geschichte spiegelt sich in den Materialien wider. Diese Serie verwandelt diese Erfahrung in Form. Sie fragt: Wer darf erscheinen? Wer wird glatt gehalten? Welche Arten von Reparaturen können Bestand haben, wenn sowohl Menschen als auch Bilder leicht Spuren hinterlassen?“ Da Polaroids keine Negative haben, ist jedes Stück ein Unikat. Die Arbeit ist direkt in ihrer Form und offen in ihrer Bedeutung – eine kompakte Aussage über Sichtbarkeit, Vertreibung und Zugehörigkeit.
Farzin Foroutan (*1992 in Mashhad, Iran) ist ein iranischer Künstler, der sich auf Fotografie und bildende Kunst spezialisiert hat. In seinen Arbeiten fängt er mit äußerster Sensibilität das Wesen der Welt um ihn herum ein und erforscht seine Verbindung mit der Gesellschaft und der Umwelt. Seine kreative Reise ist in seiner unmittelbaren Umgebung, seinen Erinnerungen und persönlichen Wahrnehmungen verwurzelt und dient ihm als ständige Inspiration und Ausgangspunkt für seinen künstlerischen Ausdruck. Farzin Foroutan lebt und arbeitet in Berlin.
Daniel & Geo Fuchs
Un-Orte – Räume des Ausschlusses und der Begegnung
STASI – secret rooms, Hohenschönhausen –
Erste Anhörung, 2004
C-Print, Alu-Dibond, Rahmen Holz Buche,
80 x 62,5 cm / gerahmt 88 x 70,5 cm
Edition: 5/8 + 1 AP
15 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer sind die Künstler durch Ostdeutschland gereist, um die sichtbaren Überreste der Stasi aufzuspüren. Sie haben ehemalige Räume der Stasi entdeckt – Orte, die noch immer genutzt werden, meist für neue Zwecke, Orte, die noch intakt sind und als Mahnmale der Ungerechtigkeit erhalten bleiben – einige waren gerade geschlossen und wirkten, als sei die Zeit stehen geblieben. So haben die beiden Künstler:innen die Untersuchungsgefängnisse in Potsdam und Hohenschönhausen, die Archive der Gauck/Birthler-Behörde, das Büro von Erich Mielke – Leiter des Ministeriums für Staatssicherheit von 1957 bis 1989 -, den Stasi-Bunker in Leipzig, das einzige Stasi-Gefängnis in Bautzen, den Grenzübergang in Marienborn und andere Orte fotografiert. Die Verhörräume und -etagen mit ihrer oft kafkaesken Atmosphäre, Symbole dieser ehemaligen Institution der Unterdrückung und Ungerechtigkeit, das Design des Terrors mit geblümten Tapeten und gepolsterten Türen, durchdachte Arrangements der Demütigung, bei denen den Gefangenen sogar vorgeschrieben wurde, in welcher Position sie schlafen mussten. Das Ziel der DDR-Regierung war es, sicherzustellen, dass jede Art von Opposition, jede Vorbereitung zur Flucht aus dem Land, jede Handlung, die Uneinigkeit mit der offiziellen Sichtweise demonstrieren würde, frühzeitig entdeckt und unterbunden wird.
Daniel (*1966 in Alzenau) und Geo (*1969 in Frankfurt/M.) Fuchs sind ein deutsches Künstlerpaar, das seit über 20 Jahren gemeinsam an konzeptionellen Fotoserien sowie Videoarbeiten und Installationen arbeitet, die ihnen internationales Renommee eingebracht haben. Ihre Arbeiten waren in vielen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen und Kunstmessen zu sehen und finden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen. Daniel & Geo Fuchs leben und arbeiten in Deutschland.
Birgit Naomi Glatzel
Un-Orte – Räume des Ausschlusses und der Begegnung
Christiane and me, 2025
Analoge s/w Fotografie, Mittelformat,
Fine Art Print auf mattem Papier, 100 x 70 cm
Edition: 1/2 + 2 AP
Die Arbeit gehört zum Fotoprojekt „You and me“, das Birgit Naomi Glatzel 2007 begann, kurz bevor sie für einige Jahre nach Israel zog. Sie wollte ein Bild schaffen, das ihre Freundschaften in Berlin bewahrt – ein gemeinsames Porträt statt eines bloßen Selbstbildnisses. Über die Jahre entstand daraus eine fortlaufende Serie, deren Aufnahmen jeweils mit einer Rolleiflex von 1938 und einem zehn Meter langen Luftauslöser entstanden. Das Foto „Christiane and me“ entstand im Sommer 2025 im Berliner Park am Gleisdreieck. Die Künstlerin lernte Christiane zwei Jahre zuvor im Büro kennen und beide verband die belastende Atmosphäre ihres Arbeitsumfelds. Christiane unterstützte sie in schwierigen Momenten, doch Schlaflosigkeit und Druck zwangen die Künstlerin schließlich zur Kündigung. Auch Christiane machte ähnliche Erfahrungen. Als sie das Foto planten, einigten sie sich darauf, sich zu verbergen – als Symbol ihrer Verletzlichkeit und des gemeinsamen Prozesses der Heilung. Der gewählte Ort, umgeben von Bäumen, wurde zu einem stillen Schutzraum. Für Birgit Naomi Glatzel ist Fotografie oft ein inneres Ausdrucksmittel, um herausfordernde Situationen zu verarbeiten – ein Versuch, Trauma in Verbindung zu verwandeln, oder, wie sie sagt: „horizontal – vertikal“.
Birgit Naomi Glatzel (*1970 in Kempten/Allgäu) ist eine freischaffende Konzeptkünstlerin und Architektin. Seit 1998 arbeitet sie überwiegend im Bereich der Fotografie. Ihr Fotoprojekt „a friend is a friend of a friend“ begann sie im Sommer 1998 und hat hiermit internationale Aufmerksamkeit erregt. Ihre Werke wurden u.a. auf der Biennale in Tirana, der Biennale in Venedig, in Berlin (u.a. im Jüdischen Museum), Jerusalem, Paris, Kiev sowie auf der Photo London 2024 gezeigt. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin.
Dale Grant
Trotz – Widerstand, Schönheit, Hoffnung
Marcelo, 2023
Fine Art Print auf AluDibond, 100 x 75 cm
Edition: 1/3 + 1 AP
In diesem Porträt des brasilianischen Performancekünstlers Marcelo nimmt Trotz nicht durch Konfrontation Gestalt an, sondern durch Anmut, Schönheit und eine unerschütterliche Präsenz. Eingehüllt in durchscheinenden grünen Stoff und vor einer üppigen, traumhaften Kulisse steht Marcelo mit einer stillen Kraft, die sowohl zart als auch unzerbrechlich wirkt. Die leuchtend roten Handschuhe werden zu einem Symbol des Widerstands – sie bekräftigen Individualität und fordern Raum in einer Welt, die oft Konformität verlangt. Hier gibt es keine Spur von Opferhaltung. Stattdessen spricht das Porträt von stiller Beharrlichkeit und künstlerischer Selbstermächtigung. Marcelos Blick ist ruhig, weder flehend noch entschuldigend, sondern eine komplexe Mischung aus Verletzlichkeit, Humor und Widerstandsfähigkeit. Das Werk würdigt Queerness nicht als Randerscheinung, sondern als strahlende und lebenswichtige Kraft, die das Recht auf Schönheit, Komplexität und Hoffnung einfordert. Wir leben in einer Zeit, in der das Ausdrücken des authentischen Selbst – insbesondere innerhalb der Queer- und Trans-Communities – politisiert wird und Hass und unbegründete Ängste hervorruft. Doch angesichts dieser Feindseligkeit gibt es eine außergewöhnliche Stärke. Jeder Akt der Selbstdarstellung, jedes Beharren darauf, wahrhaftig gesehen und benannt zu werden, wird zu einer Form des stillen Widerstands. Dale Grant sieht dieses Porträt als Erweiterung seiner Blumenporträts. Zerbrechlich und doch beständig blühen sie trotz aller Kräfte, die sie zerstören oder verwelken lassen könnten. Auf dieselbe Weise blühen queere und transsexuelle Menschen in einer Welt weiter, die sich oft weigert, sie zu fördern, und verkörpern eine trotzige Anmut, die Verletzlichkeit in Kraft verwandelt.
Dale Grant (*1961 in Nassau, Bahamas) folgte nach seinem Universitätsabschluss in Internationalen Beziehungen seinem Herzen und wurde Fotograf, spezialisiert auf Mode- und Porträtfotografie. Nachdem er viele Jahre lang als Werbefotograf gearbeitet hatte, wandte er sich der Kunstfotografie zu. Blumen sind nun seine bevorzugten Modelle, die für ihn eine Allegorie für das Leben sind. Seine Arbeiten finden sich in vielen Sammlungen, er lebt in Berlin und Rotterdam.
Deni Horvatić
Trotz – Widerstand, Schönheit, Hoffnung
Doubting Thomas, 2025
Nassplattenkollodium, gescannt, gedruckt auf Kunstdruckpapier, 64 x 54 cm
Edition: 1/10 + 1 AP
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Deni Horvatić (*1991 in Čakovec, Kroatien) ist ein Künstler, der sich auf Fotografie, Videokunst und CGI spezialisiert hat. Er wurde mit dem Marina Viculin Award für herausragende Leistungen in der kroatischen Fotografie ausgezeichnet und seine Arbeiten aus der Serie SCAN wurden in der Miroslav Kraljevic Gallery (2020) und dem 36. Youth Salon, Zagreb (2022) sowie in der nüüd.berlin gallery, UNSEEN Amsterdam 2023, Rovinj Photodays und photo basel 2024 und 25 sowie Photo London 2025 ausgestellt. Er lebt und arbeitet in Čakovec, Kroatien.
Ivar Kaasik
Un-Orte – Räume des Ausschlusses und der Begegnung
Horizons, 2024
Öl auf Leinwand, 80 x 60 cm
war
border
borderline
refugee
danger
observe
horizons
Parallelwelten
Auf den ersten Blick ist deutlich zu erkennen, dass ein unscharfes Schwarz-Weiß-Foto auf ein anderes Bild geklebt wurde. Auf dem Foto sitzt ein junger Mann auf einem Hügel und beobachtet etwas aufmerksam. Bei genauerem Hinsehen erkennt man parallele, scharfe dünne Linien, die auf dem unteren Teil fehlen. Vieles bleibt uns unverständlich und fragwürdig. Nicht alles ist so, wie es scheint.
Ivar Kaasik (*1965 in Kuressaare, Estland) studierte Architektur an der Estnischen Akademie der Künste in Tallinn und setzte sein Studium an der Hochschule für Kunst und Design in Halle/Saale, fort. Das Menschsein ist eines der Hauptthemen seiner Arbeit, wobei er nicht bloß an der Oberfläche gesellschaftlicher Ordnungen und Erwartungen hängenbleibt, sondern direkt in die Welt des Menschseins eintaucht. Seine Arbeiten werden international in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt und hängen in privaten und öffentlichen Sammlungen. Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin.
Marco Kaufmann
Trotz – Widerstand, Schönheit, Hoffnung
Resonanzlinien, 2025
Tape Collage, Sprühfarben, 80 x 60 cm
In seiner Arbeit „Resonanzlinien“ transformiert Marco Kaufmann farbiges Klebeband – ein alltägliches, flüchtiges Material – in eine poetische Metapher für gesellschaftliche Spannung und Zusammenhalt. Die vertikal angeordneten Bänder agieren wie Individuen: autonom, unterschiedlich in Farbton, Transparenz und Textur, und doch in steter Wechselwirkung. Zwischen ihnen entstehen Brüche, Überlagerungen, Lichtreflexe – fragile Zwischenräume, die Trennung und Verbindung zugleich bedeuten. Die Collagen des Künstlers entstehen im Prozess des Legens, Schichtens und gelegentlichen Abreißens: jedes Band trägt Spuren der Hand, jede Nahtstelle erzählt von Entscheidung und Zufall. In Zeiten wachsender Polarisierung wird das Kleben zur Geste des Heilens – nicht als Glättung, sondern als sichtbare Reparatur. Die Oberfläche bleibt rau, unvollendet, durchzogen von Fehlstellen und Überschneidungen: ein Bekenntnis zum Menschlichen, zum Unperfekten. Gerade in der scheinbaren Einfachheit des Materials liegt ein subtiler Widerstand – gegen Homogenisierung, gegen das Ausblenden von Differenz. Die Arbeit formuliert eine stille, insistierende Haltung: Vielfalt ist kein Defizit, sondern ein Möglichkeitsraum. Die aufrechten Linien stehen für physische Präsenz und ethische Entschiedenheit – eine Haltung, die sich nicht verbiegt, aber berührt bleibt. Der Künstler zeigt Farbe nicht als Aussage, sondern als Begegnung: ein zartes, beharrliches Plädoyer für Sichtbarkeit, Empathie und das Miteinander der Verschiedenen.
Marco Kaufmann (*1975 in Vorpommern) diplomierte nach einer Berufsausbildung zum Grafikdesigner in freier Kunst (Malerei und Fotografie) an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Inspiriert durch die Stadt, das Land, seine Reisen und Fotografien setzt er sein Empfundenes und Gedachtes in verschiedenen Techniken als subjektive Variante der Realität um – er malt, gießt, sprüht, klebt. Seine Arbeiten werden national und international ausgestellt und finden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen. Marco Kaufmann lebt und arbeitet in Berlin.
Jörg Kujawa
Ver-Letzt – Sichtbarmachung von Verletzbarkeit
Nude, 2025
Öl auf Leinwand, 100 x 70 cm
Im Gemälde „Nude“ deutet Jörg Kujawa das klassische Bild La Baigneuse Valpinçon von Ingres zeitgenössisch hinsichtlich der Thematik von Verletzlichkeit und menschlicher Integrität. Ihm geht es nicht um idealisierte Vollkommenheit, vielmehr um den Menschen in seiner sinnlichen Präsenz. Der Körper erscheint entblößt, aber nicht exponiert. Die Abgewandtheit schafft Distanz, ohne sich dem Moment zu verschließen. Licht und Schatten modellieren die Form mit Sanftheit und lassen eine Ruhe entstehen, die sowohl fragil als auch gefasst wirkt. Gerade die Haltung – gesammelt, aufrecht, in-sich-ruhend – verleiht der Figur eine stille Erhabenheit. Das Werk öffnet einen Raum zwischen Klassik und Gegenwart: Die Erinnerung an Ingres bleibt spürbar, dient jedoch vor allem als Ausgangspunkt, um ein heutiges Verständnis von Körperlichkeit, Sensibilität und menschlichem Selbstverständnis zu formulieren. Zugleich verweist die malerische Oberfläche – die sichtbaren Pinselzüge, die fein gesetzten Übergänge und die Faktur der Ölfarbe – auf den körperlichen Prozess der Entstehung selbst. So entsteht ein Bild, das nicht nur zeigt, sondern nach innen wirkt: ein Moment ruhiger Konzentration, verletzlich, aber nicht wehrlos, erhaben und: schön. Die Arbeit rückt einen Körper ins Zentrum, der weder Stärke inszeniert noch in Opfergesten verharrt – eine Haltung, die leise, selbstbewusst und zutiefst menschlich bleibt. In einem gesellschaftlichen Klima, in dem viele Identitäten unter Druck geraten, erscheint diese Form von Würde als Gegenbild zu den Verhärtungen der Gegenwart
Jörg Kujawa (*1973 in Osnabrück) ist Maler und studierte Kunst an der Universität Osnabrück. Seit seiner Jugend der Malerei verbunden, entwickelt er eine Bildsprache, die zwischen Intimität, Beobachtung und atmosphärischer Verdichtung oszilliert. Aus präziser Wahr-nehmung und einem starken inneren Empfinden entsteht ein Werk, das durch seine haptische, körperliche Präsenz wirkt. Fotografische Skizzen dienen ihm als Ausgangspunkt; entscheidend ist die Übersetzung des Wahrgenommenen in die sinnliche Materialität der Farbe. Der Künstler erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter den Piepenbrock-Kunstförderpreis. Seine Arbeiten wurden in Deutschland und Paris gezeigt und befinden sich in privaten wie öffentlichen Sammlungen. Er lebt und arbeitet in Osnabrück.
Miguel Mas
Trotz – Widerstand, Schönheit, Hoffnung
Drowned Dreams, Maria Sybilla Merian (1647-1717), 2024
ChromaLux HD, Metalldruck in Holz-Rahmen, 93,3 x 70 cm
Edition: 2/3 + 1 AP
Die Arbeit ist Teil der Serie „Drowned Dreams“, die auf das Leben von Wissenschaftlerinnen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert zurückblickt – Frauen, die wichtige Beiträge zum Wissen geleistet haben, aber oft aus der offiziellen Geschichtsschreibung ausgeschlossen wurden. Durch diese Bilder werden ihre Geschichten wieder ans Licht gebracht und zeigen sowohl ihre Stärke als auch das Schweigen, das sie umgab. Wasser spielt in dieser Arbeit eine zentrale Rolle. Es bewegt sich über das Foto, bricht und verformt das Bild, ähnlich wie die Zeit unsere Erinnerungen verändert. Die fließende Oberfläche spricht von Vergessenheit, vom Vergehen der Jahre und den vielen Identitäten, die diese Frauen trugen – Wissenschaftlerinnen, Mütter, Töchter, Träumerinnen. Jede Verzerrung lädt uns ein, sie auf eine neue Weise zu sehen, als würden verschiedene Versionen ihres Lebens durch das Wasser aufsteigen und wieder verschwinden. Diese Arbeit wird sowohl zu einer Hommage als auch zu einer Reflexion. Es erinnert uns daran, dass das, was verschwindet, nicht immer verloren ist, und dass Beharrlichkeit – in der Wissenschaft, in der Kunst oder im Leben – die Zeit selbst überdauern kann. Durch diese gebrochenen Reflexionen gibt die Serie denen eine neue Stimme, die einst keine hatten, und hält ihr Vermächtnis in Bewegung und Licht lebendig.
Miguel Mas (*1981 in Madrid, Spanien) ist Fotograf und studierter Biologe. Über zehn Jahre arbeitete er im Bereich der Mikrobiologie, bevor er seine wissenschaftliche Perspektive mit seiner Leidenschaft für Kunst verband und Fotografie an der renommierten EFTI-Schule in Madrid studierte. In seiner Arbeit erforscht er das Zusammenspiel von Wissenschaft und Ästhetik: Flüssigkeiten werden zu Metaphern des Lebensflusses, zu verzerrenden oder formenden Elementen einer veränderten Realität. Seine Fotografien sind lebendig, flüchtig und einzigartig – optische Täuschungen, die zeigen, dass nichts so ist, wie es scheint. Seine Arbeiten wurden international ausgestellt und befinden sich in internationalen Sammlungen. Er lebt und arbeitet in Madrid.
Georg Meyer-Wiel
Ver-Letzt – Sichtbarmachung von Verletzbarkeit
Free Fall I / II, 2025
Acryl, Kohle und korrodiertes Eisen und Kupfer auf Naturleinen,
je 100 x 70cm
Für den Künstler bedeutet VERTICAL HORIZONS Haltlosigkeit. Er hat sich in den letzten Monaten intensiv mit dem Thema der Haltlosigkeit beschäftigt und die Haltung fallender Körper studiert. Die Hilflosigkeit und Verletzlichkeit von Körpern im freien Fall steht sowohl für das Leid und den Verlust der Würde Einzelner, als auch für den Niedergang der Vielfalt in vielen politischen Systemen. Er thematisiert damit den zunehmenden Autoritarismus und Zerfall liberaler Gewissheiten. Die fallenden Körper in den Bildern des Künstlers sind nackt und ungeschützt. Viele der Posen sind Standbilder aus Videos, in denen er sich selbst im Fall gefilmt hat. Diese Fallstudien bringen ihn ins Zentrum der Arbeit – denn auch seine Würde, Rechte und Identität als schwuler Mann sind ihm nicht sicher. Ein wichtiger Bestandteil der verwendeten Medien auf dem für diese Ausstellung geschaffenen Gemälde sind korrodierte Metalle, da diese auf Ebene der Materialität Angriff, Verletzung und Fragilität sowie auch Akzeptanz von Vergänglichkeit und Unvollkommenheit thematisieren.
Georg Meyer-Wiel (* in) ist ein interdisziplinär arbeitender Künstler, dessen Werk Malerei, Zeichnung und Bühnenkunst umfasst. Inspiriert von Natur und Bewegung entstehen seine Arbeiten als physische und emotionale Reaktion auf die Welt um ihn. Nach einem Studium des Kommunikationsdesigns mit Schwerpunkt Zeichnung und Fotografie an der Folkwang Universität der Künste erhielt er ein Stipendium am Royal College of Art in London, wo er seinen Master in Modedesign abschloss. Heute arbeitet er als Künstler und Bühnenbildner für internationale Tanz- und Opernproduktionen. Seine Werke wurden weltweit gezeigt, u. a. im Kunstmuseum Bonn, in London, Berlin, Sydney und New York. Georg Meyer-Wiel lebt und arbeitet in London.
Jan Prengel
Ver-Letzt – Sichtbarmachung von Verletzbarkeit
Inherited Gaze 4, 2023
Archival Pigment Print auf Hahnemühle Photo Rag Pearl,
umlaufender Weißrand, auf Alu-Dibond,
handgefertigter Objektrahmen aus Tulpenholz in weiß,
100 x 75 cm / gerahmt 113 x 88 cm
Edition 1/3 + 2 AP
In der Serie „Vererbter Blick“ beschäftigt sich der Künstler mit der Vererbung von Denkmustern, unbewältigten Traumata und Persönlichkeitsmerkmalen. Diese können über viele Generationen weitergegeben werden und somit die Charaktereigenschaften der nachfolgenden Generationen und deren Sicht auf die Welt prägen. Für „Vererbter Blick“ hat er das in seinen Arbeiten wiederkehrende Motiv der getrockneten Pflanze durch alte Brillen seiner Eltern fotografiert. Der Blick durch die Brillen symbolisiert die vererbten elterlichen Eigenschaften, die einen Menschen die Welt wie durch einen nicht zu entfernenden Filter sehen lassen. Es bleibt offen, ob dieser Blick getrübt ist, oder aber als Ursprung einer besonderen, einzigartigen Perspektive verstanden werden kann. Sich vererbten inneren Konflikten, Gefühlen und Traumata bewusst zu werden, ihnen zu begegnen und daraus etwas Eigenes und Besonderes zu schaffen, zeugt sowohl vom Zulassen von Verletzlichkeit als auch vom kraftvollen und widerständigen Umgang damit. Da die meisten Menschen auf die eine oder andere Weise von psychischen Problemen betroffen sind, der gesellschaftliche Umgang damit jedoch nach wie vor gering ist, könnte mehr Offenheit in dieser Thematik zu größerer Empathie, Toleranz und Respekt im Miteinander führen. Die Ausstellung „Vertical Horizons“ ist ein Plädoyer dafür, genau diese Werte hochzuhalten und physische wie geistige Mauern und Fronten abzubauen.
Jan Prengel (*1992 in Ulm) erforscht mit seinen minimalistischen Fotografien die tieferen Dimensionen von Zeit, Raum und Wahrnehmung und vermittelt dabei seine persönliche Sicht auf die Welt. Wo Sprache und Erklärungen an ihre Grenzen stoßen, möchte er mit seinen Werken dazu anregen, über ein rein materielles Verständnis von Realität hinauszugehen und neue Perspektiven zu entdecken. Seine Motive reichen von Pflanzen bis hin zu urbanen Räumen. Der Minimalismus dient dabei nicht nur der visuellen Ästhetik, sondern entfaltet zugleich eine beruhigende, kontemplative Wirkung. Harmonische Kompositionen bilden die Grundlage jedes Werkes und laden dazu ein, innezuhalten und die eigenen inneren Bilder und Visionen zu erkunden. Jan Prengel studierte Fotografie in Esslingen. Seine Arbeiten wurden international ausgestellt und ausgezeichnet, und er wird von Galerien in Europa und den Vereinigten Staaten vertreten. Er lebt und arbeitet in Deutschland.
Omri Emile Rosengart
Trotz – Widerstand, Schönheit, Hoffnung
Ella, 2024,
Film photography,
Druck auf Hahnemühle Photo Rag Papier,
80 x 61 cm, gerahmt 98 x 79 cm
Edition: 1/5 + 1 AP
Omri Emile Rosengarts Werk verkörpert durch seine skulpturale Darstellung des menschlichen Körpers stille Auflehnung. Seine Darstellung einer schwangeren Frau im Profil erinnert an die Gelassenheit eines Gemäldes der Alten Meister, in dem Licht und Schatten Emotionen mit zeitloser Zurückhaltung formen. Entkleidet von Identität und Perfektion offenbart es Stärke durch Verletzlichkeit. Die gesichtslose Form widersetzt sich dem Blick, der zu definieren oder zu idealisieren sucht, und lädt dazu ein, sich über Urteile hinwegzusetzen. Der Künstler, der seinen Hintergrund in der Modefotografie hat, untergräbt deren traditionelle Ästhetik und verwandelt sie in eine Sprache der Wahrheit und Inklusion. Das Bild, abstrakt in seiner Stille, verwandelt rohe Intimität in ein Symbol für Ausdauer und Selbstermächtigung. Eine subtile Blume erscheint als stilles Motiv der Erneuerung und Weiblichkeit. Indem sie den ungefilterten Körper als Kunst feiert – und Widerstand nicht durch Konfrontation, sondern durch Anmut und Authentizität leistet -, hebt die Arbeit die Schönheit des natürlichen weiblichen Körpers hervor: ungeschliffen, unretuschiert und unapologetisch real, und fordert damit den Perfektionismus heraus, der lange Zeit von der Modebildsprache diktiert wurde. Omri Rosengart wird von der Bright Gallery, Tel Aviv, vertreten, die aufstrebende Modefotografen aus aller Welt repräsentiert. Mit neuen Ästhetiken und Erzählungen, die sowohl Konzept als auch Haltung vermitteln, erkunden die Künstler der Galerie Themen wie Identität, Gemeinschaft und materielle Kultur. Die Bright Gallery würdigt Fotografen, die ihre eigenen Visionen gestalten und dabei die Ästhetik des kulturellen Umfelds widerspiegeln, in dem sie sich entfalten.
Omri Emile Rosengart (*1989 in Paris, Frankeich) ist Fotograf, aufgewachsen in Tel Aviv und lebt heute wieder in Paris. Er absolvierte einen Master in Fashion, Film & Photography am Paris College of Art, wo er auch lehrt. Seine Arbeit bewegt sich zwischen Werbung, Mode und Kunst. Er fotografierte u. a. für Stella McCartney, Dior Boutique, L’Occitane und Numéro Netherlands. 2025 zeigte Rosengart seine erste Einzelausstellung mit der Bright Gallery auf der Photo London, die später in Paris präsentiert wurde. Seine Arbeiten verbinden Ästhetik und Erzählung – inspiriert von alten Meistern und zeitgenössischer Kunst.
Richard Schemmerer
Trotz – Widerstand, Schönheit, Hoffnung
RRR, 2025
Acrylfarbe, Holz, Metall, Papier,
Collage und Marker auf Leinwand,
100 x 80 cm
Die Arbeit RRR (Remember Recall Rebirth / Erinnern Abrufen Wiedergeburt) thematisiert den Widerstand gegen Hass: man soll in Liebe füreinander eintreten, um zu erkennen, dass wir alle dieselben Dinge ersehnen. Manchmal sind wir fehlgeleitet, doch unter der Dualität von Gut und Böse liegen Hoffnung und Vergebung. Dies ist die Einheit in der Gleichheit und die Gabe und Wahrheit der Interdependenz. Wir müssen uns nicht nur für die Rechte aller einsetzen, sondern auch lernen, wieder miteinander zu spielen und die Kluften der Trennung zu überbrücken. Wir müssen das innere Kind in uns sehen, das sich nach Liebe, Zugehörigkeit und Sicherheit sehnt. Das können wir erreichen, wenn wir vereint stehen – nicht gegen etwas, sondern für eine Vision der Zukunft. Wir müssen uns für Lösungen zusammenfinden, die erforderlich sind, um sowohl unsere persönliche Existenz als auch unsere Koexistenz zu gewährleisten.
Richard Schemmerer (* 1957 in München) ist ein professioneller Künstler mit einem Hintergrund in der Mode. Er lebte lange in den USA und war Teil verschiedener Kunstszenen und hat viel ausgestellt. Er ist auch Dichter und Schriftsteller, Filmemacher und Life Coach und Creative Teacher. Seine Mission ist es, immer dafür zu sorgen, dass Kunst als Sprache geschätzt wird, unabhängig von dem Zeitalter, in dem wir leben, dem Geschmack und dem Zeitrahmen, in den wir durch das gesellschaftspolitische Klima gezwungen werden. Richard Schemmerer lebt und arbeitet in Berlin.
Violetta Elisa Seliger
Ver-Letzt – Sichtbarmachung von Verletzbarkeit
Ohne Titel, 2025
Papierschnitt, zweilagig
85 x 65 x 5 cm
In ihren Arbeiten kombiniert Violetta Elisa Seliger von Hand geschnittene Rasterstrukturen aus Papier zu reliefartigen Bildcollagen – auf der Suche, zwischen Gegensätzen eine größtmögliche Balance und Harmonie zu finden. Die einzelnen Lagen werden mit unterschiedlichen Abständen voreinander gehängt, so dass eine räumliche Wirkung entsteht. Alle Arbeiten haben gemeinsam, dass sie in der Kombination von Schwarz-Weiß-Kontrasten und mehreren Schichten (durch Reihungen, Überlagerungen und Verdichtungen) wirken. Die Arbeitsprozesse, in denen die Papierschnitte entstehen, sind gerade in den aktuell unruhigen Zeiten für die Künstlerin essentielle Rückzugsräume. Diese geben ihr die Möglichkeit, verschiedene Ebenen von Gedanken und Gefühlen wahrzunehmen, wo sich Gedanken verdichten und wieder auflösen können. Die rasterartigen Strukturen entstehen dabei intuitiv. Für die Ausstellung hat die Künstlerin eine Arbeit ausgewählt, die aus zwei voreinander geschichteten Papierschnitten besteht, einem weißen und einem schwarzen, die als Symbole für jegliche Gegensätze (z.B. Meinungen, Identitäten etc.) gesehen werden können. Die Kontraste begegnen sich hier und treten in Beziehung zueinander. Die einzelnen Rasterstrukturen verdichten sich in der Mitte und lösen sich nach außen wieder auf. Diese Wirkung wird durch die zwei Ebenen und die unterschiedlichen Abstände verstärkt. Dadurch wird im übertragenen Sinn ein Raum zwischen den beiden Lagen geschaffen, in denen ein Dialog stattfindet. Im Zentrum haben die Papierschnitte ihren größten Berührungspunkt und ihre größte Verdichtung – womöglich ein Hinweis auf die Stärke der Verbindung und damit gleichzeitig den verletzlichsten Punkt?
Violetta Elisa Seliger (*1980 in Düsseldorf) arbeitet nach einer Ausbildung an der Staatlichen Zeichenakademie Hanau und Arbeitsaufenthalten in Chicago und Vicenza seit 2007 freischaffend. Ihre Arbeiten erforschen Material, Form und Struktur im Spannungsfeld von Kunst und Design und sind an der Schnittstelle von Papierarbeiten, Schmuck, Objekt und Skulptur angesiedelt. Die Künstlerin hat national und international ausgestellt und ihre Werke befinden sich in verschiedenen Sammlungen, u. a. im Museum Ritter und im Museum Art.Plus. 2025 erhielt sie den 3. Preis des 7. Internationalen andré-evard Preises. Violetta Elisa Seliger lebt und arbeitet in Berlin.
Tanja Selzer
Trotz – Widerstand, Schönheit, Hoffnung
Love in the Park, 2025
Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm
Die Bilder von Tanja Selzer drücken Freiheit, Naturverbundenheit, Erotik und Individualität, aber auch Verletzlichkeit aus. Reale und fabelhafte Wesen möchten den Betrachter verführen, an einem sicheren Ort ein freies und selbstbestimmtes Leben zu führen.
In den Arbeiten ihrer Ausstellung Wild Claims begannen die dargestellten Wesen, sich malerisch mit der Natur zu verbinden. Auf der Suche nach größerer Abstraktion hat sich diese Entwicklung in den neuen Bildern der Künstlerin fortgesetzt – die Figuren haben sich aufgelöst, sind jedoch weiterhin als energetische Präsenz spürbar. So auch in Love in the Park, das die Künstlerin für die Ausstellung Vertical Horizons ausgewählt hat. Körper und florale Formen verschmelzen, lösen sich auf zu abstrakten Farbflächen, in denen das Lebendige weiterwirkt. „Die Bacchanalien – Das Werden … Selzer interessiert sich für diese überschwängliche bacchantische Kraft, die sie in eine allgegenwärtige Pflanzenwelt verwandelt, die sie in ein Feld aus Farbenergie auflöst.“ Heike Fuhlbrügge – Der Weg ins Grenzenlose
Tanja Selzer (*1970 in Rheinland-Pfalz) schloss ihr Studium an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg im Fachbereich Gestaltung ab, ihr Schwerpunkt liegt im Bereich der Malerei. Seit 2005 werden ihre Arbeiten im In- und Ausland gezeigt und sind in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. Die Künstlerin ist Mitglied des MalerinnenNetzWerks Berlin-Leipzig und im Saloon-Berlin und lebt und arbeitet in Berlin.
Mathias Vef
Trotz – Widerstand, Schönheit, Hoffnung
Androniki C03 Noir Edition, 2025
Archival Pigment Giclée Print auf Hahnemühle Pearl Fine Art Papier, 80 x 60 cm
Edition: 1/5 + 1 AP
Die Collage zeigt Androniki, eine Transfrau, die ihr Gesicht bedeckt und mit gespannter Körperhaltung nach vorne drängt. Der Moment wirkt roh, direkt, fast aggressiv – und ist zugleich von großer Zärtlichkeit. Das Verbergen wird hier nicht als Rückzug, sondern als Geste des Selbstschutzes und der Selbstbehauptung lesbar. Das Bedecken des Gesichts wird zu einer Form des Sprechens, zu einem Akt des Trotzes: „Ich bestimme, was ihr sehen dürft.“ Den Künstler interessiert an diesem Werk die Gleichzeitigkeit von Stärke und Verletzlichkeit, von Schönheit und Widerstand. Der Körper wird zur Bühne eines inneren Konflikts, zu einem Ort, an dem Identität verhandelt und neu definiert wird. Das Bild fragt, was Sichtbarkeit bedeutet, wenn Sichtbarkeit zugleich Gefahr und Empowerment ist. Im Kontext von Vertical Horizons steht dieses Porträt für einen aufrechten, körperlichen Trotz. Es zeigt keine Opferrolle, sondern den Moment des „Ich bin hier“ – lautlos, aber unübersehbar. In Zeiten, in denen queere und trans Körper erneut politisch instrumentalisiert und bedroht werden, ist das Bild ein Bekenntnis zur Würde des Selbst, zur Schönheit des Besonderen, zur Freiheit, sich zu entziehen und doch präsent zu sein.
Mathias Vef (*1976 in Wiesbaden) studierte, nach Anfängen in der Naturwissenschaft, am Royal College of Art in London. Seit 1998 erforscht er Körper und Identität und setzt diese künstlerisch u.a. in Fotografien, Videos oder mit 3D-Scans um. Mit zahlreichen Auszeichnungen und Residenzen ist er international präsent. Das Projekt NUCA mit Benedikt Groß thematisiert generative KI und ihre Auswirkungen auf die Bildreproduktion. Seine Werke werden weltweit ausgestellt. Mathias Vef lebt und arbeitet in Berlin.
Martin A. Völker
Un-Orte – Räume des Ausschlusses und der Begegnung
Took a Walk With ICE, 2025
Fotografie/Double shot, collagiert,
C-Print auf Hahnemühle Photo Rag metallic 340 g,
kaschiert auf Alu-Dibond, 100 x 75 cm
Unikat
Die Arbeit greift Entwicklungen in den USA auf, wo die staatliche Ordnung den Frieden der Gesellschaft untergräbt, und Bürger:innen von militärischen Kräften attackiert werden. Diese schweren Übergriffe und Verletzungen der Menschenwürde finden am helllichten Tag statt, als wären sie so gewöhnlich wie ein gemeinsamer Spaziergang im Frühling. Das Bild spielt damit, solche Vorgänge, die wir über die sozialen Medien täglich konsumieren, als normal hinzunehmen, obwohl sie es nicht sind. Es besteht die Gefahr, sich an die Unmenschlichkeit zu gewöhnen, was die heute Verwundbaren völlig den Mächtigen ausliefert. Die Gewöhnung führt dazu, dass wir vergessen, selbst verwundbar zu sein, wenn es dem Staat gefällt zu entscheiden, dass wir die nächsten sein sollen. Martin A. Völker: „Kunst ist für mich kein Raum, der Gesellschaft ausschließt. Alle gesellschaftlichen Dynamiken, Abgründe und Hoffnungen verdichten sich im Werk, sodass Phänomene, die im Alltag bewusst übersehen werden, in der Kunst ihren starken, bleibenden Ausdruck finden. Der blinde Fleck wird zum strahlenden Anziehungspunkt. Kunst leistet Widerstand, indem sie ein neues Bewusstsein, eine neue Sensibilität und ein Wollen ausbildet, das erniedrigende Verhaltensweisen nicht duldet. Neue Perspektiven und Darstellungsweisen kündigen das neue Bewusstsein an, das sich jeder Betrachtung einschreibt und so viele Menschen erfasst, bis die kritische Masse erreicht ist.“
Martin A. Völker (*1972 in Westberlin) ist Schriftsteller und Kunstfotograf, spezialisiert auf konzeptionelle Straßenfotografie. Er erfasst die Diversität des urbanen Lebens und entwickelt die Straßenfotografie in Richtung eines magischen Realismus weiter. Beeinflusst ist er von seiner langjährigen Dozententätigkeit als Kulturwissenschaftler und Ästhetiker an der Berliner Humboldt-Universität. Seine Arbeiten sind in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt worden. Martin A. Völker lebt und arbeitet in Berlin.
PERFORMANCE:
Leonie Vogel
Ver-Letzt – Sichtbarmachung von Verletzbarkeit
UmSichtbar, ich sehe was was du nicht siehst, 2026
Performance
Leonie Vogel gestaltet am 8. Januar 2026 eine Performance bei der Vernissage der Gruppenausstellung Vertical Horizons in der nüüd.berlin gallery mit einem Publikum, das in Bewegung ist, das kommen und gehen kann. Die Performance UmSichtbar ist damit Teil des laufenden Ausstellungsraumes. „Eine Idee von mir ist es, die Performance immer in kurzen Intervallen über den Abend verteilt zu wiederholen, um gewohnte Kreisläufe/Gedankenmuster spürbar zu machen.“ Die Künstlerin arbeitet mit einer großformatigen, improvisierten Materialfigur aus Bettlaken. Diese Figur ist so groß wie sie selbst, hat aber keine eigene Haltung. Sie leiht ihr Körperteile und Fragmente ihrer eigenen Bewegung. So entsteht ein fragiles gemeinsames Wesen. Das Material „Bettlaken” soll aber nicht verloren gehen, sondern sichtbar und greifbar bleiben, sich skulptural wandeln und das Thema Perspektivenwechsel auch auf einer performativen Ebene aufgreifen. Von der Vertikalen in die Horizontale kommen, aufwachen, sich senkrecht aufrichten und den Komfort des Bettes verlassen. Eine Position in der jeder verletzlich und verwundbar ist, aber auch Visionen und Träume entstehen können. Es ist der Schauplatz von vielen tiefen menschlichen Erfahrungen, Erwartungen und Rollenbildern, wie von Schlaflosigkeit und Vorahnung. Oftmals aber auch Ort eines ganzen Lebens, zum Beispiel bei Krankheit. Das Verhüllen und Enthüllen von Menschlichkeit, das Unsichtbare spürbar und sichtbar machen, soll den Kern der Performance bilden.
Leonie Vogel (*2001 in Stuttgart) ist Künstlerin und Grafikdesignerin. Bereits während ihrer Ausbildung entdeckte sie ihre Leidenschaft für Illustration, Material und Körperlichkeit. Ihre Arbeit im Figurentheater vertiefte ihr Interesse am Figürlichen und dessen Ausdruckskraft. Sprache spielt für sie eine ebenso zentrale Rolle – besonders im Poetry Slam, wo sie Gedanken in Bewegung übersetzt. Autodidaktisch verbindet sie Text, Figur und Objekt zu eigenständigen, experimentellen Arbeiten. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Stuttgart.
VERTICAL HORIZONS Gruppenausstellung
09. Januar bis 21. Februar 2026
Vernissage: Donnerstag, 08. Januar 2026, 18:00 Uhr
Ort: nüüd.berlin gallery, Kronenstr. 18, 10117 Berlin-Mitte, U Stadtmitte
Offen: Do – Sa von 13.00 bis 19.00 Uhr u.n.V.


































































